Die feuchte Sandhölle am Grünen Jäger

Es gibt ein Leben außerhalb des Laufcups – unter diesem Motto wollte ich mal was ganz anderes machen und einfach mal streßfrei und ohne Leistungsdruck locker um den Krakower See ... na eben laufen.
Beim „Mittsommernachtslauf“, was erst mal sehr poetisch klingt.
Aber – die Piste führt seit alters her durch „Die Sandhölle am Grünen Jäger“ – mit einem Warnschild markiert und sogar der Wikipedia bekannt („…Einige dieser recht sandigen und sehr breiten Landwege wurden zu damaligen Zeiten auch für Postrouten genutzt. Auf Grund der günstigen Lage entwickelte sich der Grüne Jäger zum Rastplatz für Postkutscher, Kaufleute und Reisende, aber auch für Wegelagerer und „lichtscheues Gesindel…“). Jeder, der schon mal laufend in Krakow war, fängt an dieser Stelle an zu hyperventilieren und erinnert sich mit morbidem Schauder an die härtesten 1,5km seines Lebens. Nichts mit „Rastplatz“.
Mit entsprechendem Respekt setzte ich das Häkchen bei der 30km-Strecke.
Der Start-und Zielbereich wurde dieses Jahr verlegt. Die Seepromenade ist ja sehr hübsch, aber mit einer etwas angespannteren Parksituation versehen als der frühere Campingplatz. Am Ende bin ich nur auf einem wiesenartigen Stück Land schön unter einem Halteverbotsschild untergekommen. Zumindest wohnte dort eine sehr hübsche und zugängliche rote Katze, zu der ich eine kurze, aber intensive Beziehung aufbauen konnte. Und auch sonst konnten viele nette Laufbekanntschaften begrüßt werden, wobei ich insbesondere die Rostocker Sprintefixe erwähnen möchte.
Recht unvermittelt ging es dann auch schon los. Die Kilometer zogen sich so dahin, es wollte sich nur selten ein passender Kurzzeit-pace-mate finden und so hing man unbehelligt seinen Gedanken nach. Ist ja auch viel Zeit dazu bei 30 km. So vergnügte ich mich eine Zeit lang mit Laufstilanalyse und versuchte, meine B-Note etwas aufzubessern. Besonders bei anderen Leuten sieht man ja immer sehr genau, wenn die einen unmöglichen, kräftefressenden (oder auch sehr ästhetischen, ökonomischen) Laufstil haben. Und durch heldenhafte Experimente am eigenen Körper, bei voller Geschwindigkeit, konnte ich wieder mal herausfinden, dass die Beachtung gewisser Grundregeln durchaus hilfreich ist. Als da wären: Füße heeeben, nicht bei jedem Schritt abbremsen, nicht mit dem Hacken auftrampeln, Kopf hoch, Schultern runter, Bauch rein, Brust raus, nicht den Oberkörper hin-und her bewegen statt der Arme, Lächeln J. Sogar Schmerzen verschwinden, wenn man es schafft, richtig „rund“ zu laufen. Was weiterhin hilfreich war – die sonst eher gern ignorierten Verpflegungspunkte wurden dieses Mal gewissenhaft mitgenommen, vor allem die angebotenen Bananenschnipsel, deren jeden man bis zum nächsten Nachschubpunkt genüßlich auflutschen konnte.
Und dann – der gefürchtete  „Grüne Jäger“, hinter dem sich nach neuesten Forschungen der bekannte „Mann mit dem Hammer“ verbirgt. Dieses Mal war er durch eine Staub-bindende Durchfeuchtung wesentlich entschärft. Diese Durchfeuchtung war auch beim Durchqueren der Gefahrenzone noch in Arbeit und äußerte sich als eher erfrischender und angenehm kühlender Sprühregen. Wie man später hörte, als Wolkenbruch der krassen Art im Zielgebiet.
Bei diesem Rennen gab es keine km-Markierungen, so dass man zum Abschätzen der Restlaufzeit auf sein eigenes Chronometer angewiesen war (als GPS-Verweigerer). Dies war nicht unbedingt ein Nachteil – plötzlich kam mir die Gegend bekannt vor – hey, da stand ja mein Auto – kleiner Spurt, und das war es dann auch schon.
In einer leichten Verbesserung gegenüber 2014 konnte ich dieses Mal den 1. Platz in der M60 herausholen  – es gab nur einen weiteren Konkurrenten (<Ergebnisse>).
Jedoch – kein Triumpf ohne Wermutstropfen : all die Jahre gab es eine AK-Wertung, wobei die jeweiligen Erstplatzierten mit einem beeindruckenden Granit-Objekt bedacht wurden, in Fachkreisen auch als „Grabstein“ bekannt. Ja und letztes Jahr reichte es meinerseits leider nur zu einem dritten Platz. Ohne Grabstein. Und hat man sich nun mal auf den 1. vorgekämpft – gibt es keine AK-Wertung mehr und eine schmerzliche Lücke im Trophäenschrank bleibt unausgefüllt.
Und noch trauriger – die Massage, die ich mir ohne große Wartezeit schnappen konnte,  war ja sehr angenehm. Aber natürlich wird da viel mit Desinfektionsmitteln gearbeitet. Als ich dann zum Auto kam, und die darunter erwartungsfroh liegende Katze das roch, ging sie beleidigt weg.

Ahhh